Wir müssen endlich wieder lernen, wie man ein richtiges Gespräch führt. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe für die Philosophie. Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte.
— Hans-Georg Gadamer

Der griechische Philosoph Sokrates (469 – 399 v.Chr.) begab sich regelmäßig auf den Marktplatz von Athen, um dort mit seinen Mitmenschen über philosophische Fragen zu diskutieren. Er suchte somit bewusst das Gespräch mit jenen, die nicht tagtäglich mit Philosophie beschäftigt sind. Sokrates war davon überzeugt, dass nur ein Dialog zwischen philosophischer Theorie und der gelebten Praxis das Fundament für eine bessere, weil reflektierte Gesellschaft legt. Diese Überzeugung verleiht ihm bis heute den Status des Ahnherrn der Philosophie.

Das Projekt Philosophisches-Experiment strebt danach, an die sokratische Tradition anzuknüpfen und einen zeitgemäßen Dialog zwischen Philosophie und Öffentlichkeit zu initiieren. Dafür ist es notwendig, neue Pfade zu beschreiten, da der Marktplatz, wie Sokrates ihn einst besuchte, in der heutigen Form nicht mehr existiert.

»Von der Universität auf den Marktplatz«. Im Dialog mit Susan Neiman.

Die zeitgenössischen Diskurse, Debatten und Informationsflüsse finden nicht mehr auf physischen Marktplätzen statt, sondern haben sich mehr oder weniger auf die diversen virtuellen Räume verlagert, die sich von traditionellem Fernsehen bis zu den unterschiedlichen sozialen Medien erstrecken. Sie stellen heute die moderne Agora dar.

Um das sokratische Ideal zu beleben, ist es daher unabdingbar, einen angemessenen Umgang mit den neuen Marktplätzen zu finden. Das ist die Aufgabe, der sich das Philosophische Experiment verschrieben hat: Philosophie vor dem Hintergrund der digitalen Revolution in angemessener Weise zu vermitteln und dabei gleichzeitig dem Gedanken gerecht zu werden. Auf diesem Weg wird die Voraussetzung geschaffen, verständlich zu machen, welchen gesellschaftlichen Beitrag die Philosophie heute leisten kann.