Thema

Gute Gedanken sind wie Zelte: Man kann sie auf- und abbauen. Man kann sie zerstören, während Blödheiten wie Betonklötze in der Gegend herumstehen. Ich hatte immer ein enges Verhältnis zu Zelten.
— Christoph Schlingensief

Die Spur des Chaos zieht sich durch die Geschichte des Denkens. Es ist eine Spur, die immer wieder zu Umbrüchen, Revolutionen, Paradigmenwechseln und neuen Programmen des Denkens verleitete. Aber auch eine Spur, die deshalb von großer Bedeutung ist, weil sie uns zeigt, wie vorsichtig wir sein müssen, wenn wir ihr mit unseren Augen in die Vergangenheit folgen wollen. Das Maß, mit dem wir messen, ist nicht das Maß, mit dem die Vergangenheit wahrhaft sichtbar wird. Wenn wir jedoch vor-sichtig sind, dann werden wir vielleicht vom Chaos in der Ordnung an die Anfänge der abendländischen Philosophie in Griechenland geleitet, die den entscheidenden Gedanken fasste, das Chaos der Welt in einer Ordnung zu denken – dem Kosmos. Dieses Denken versuchte die Vielheit der Welt in eine Einheit zu bringen – einer der wirkmächtigsten Versuche des abendländischen Denkens. Denn aus diesem Gedanken der Griechen wurde die Wissenschaft in die Wege geleitet, jedoch – und das ist gewissermaßen das Problem – auf Wege, die die Ordnung dem Chaos vorzogen. Ob es dieser Vorzug ist, der das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Philosophie heute so schwierig macht; ob es nötig ist, auf neuen Wegen in die Zukunft zu schreiten; und welche Konsequenzen der Vorzug der Ordnung vor dem Chaos hat?

Über diese Fragen werden wir mit einem Gast in einen Dialog treten, der als Mitorganisator eine interdisziplinäre Tagung zwischen Philosophie und Wissenschaft im Februar 2013 in die Wege geleitet hat – Paul Schulmeister



Denken mit Paul Schulmeister


Literatur zur Sendung


Videobeitrag

Gegen die Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig, wie gegen Schweinebraten. Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten.
— Paul Feyerabend

Paul Feyerabend im Gespräch mit Rüdiger Safranski (Rom 1993)


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